Ein Geschenk mit möglichen Nebenkosten

Ein Sportplatz auf dem Festplatz?

30.06.25 – von Gabriela Lachenauer & Peter Neubauer –

Der VfB Wiesloch möchte sich bei der Dietmar-Hopp-Stiftung um die Finanzierung eines Kunststoff-Sportplatzes bewerben. Dazu benötigt der Verein eine entsprechende Fläche, die die Stadt zur Verfügung stellen müsste. Auf den ersten Blick denkt man: da muss man doch sofort zugreifen!

Aber auf den zweiten Blick ergeben sich doch einige Fragen. Leider wurde das Thema im Gegensatz zu den sonst üblichen Gepflogenheiten im Gemeinderat nicht in einer Vorberatung (z. B. im TU-Ausschuss) besprochen und geprüft. Die Hauptfrage ist: Ist der Sportplatz komplett vollfinanziert, oder gibt es Kosten, die jetzt oder in Zukunft auf die Stadt zukommen? Das ist leider bislang nicht geklärt, und daher fehlt für uns die Grundlage, um eine fundierte, sinnvolle Entscheidung treffen zu können. Im Gegensatz zu den anderen Fraktionen konnten wir daher auf Basis des aktuellen Kenntnisstandes dem Antrag in der Gemeinderatssitzung Ende Juni 2025 nicht zustimmen. Die offenen Fragen müssen aus unserer Sicht zuerst geklärt werden.

Im Detail: Wiesloch lebt von seiner Vereinsvielfalt – 250 Vereine, davon 60 im Sport und 60 in der Kultur. Diese Strukturen machen unsere Stadt lebendig – verdienen aber auch faire, durchdachte Förderung. Für alle Vereine.

Für den Kunststoff-Sportplatz sind mehrere Fragen derzeit unbeantwortet:

  • Ist die Finanzierung durch die Stiftung wirklich vollständig?
  • Wer übernimmt die Kosten für Garagen, Container, Infrastruktur, z. B. eine Verbindung zum aktuellen Sportplatz und Umbau für die Jugendverkehrsschule?
  • Was passiert mit dem Flohmarkt (der uns derzeit 12.000 Euro Einnahmen im Jahr bringt, ein wichtiges sozialökologisches Projekt ist und der den ganz Platz benötigt) und der Feuerwehr, die den Platz zum Üben benutzt? Was ist mit den Kosten für Verlegung von Hydranten und ähnlichem?
  • Wer trägt die laufenden Pflegekosten des Platzes (geschätzt ca. 33.000 Euro pro Jahr)?

Und dann gibt es da noch versteckte Kosten und die Frage der Nachhaltigkeit:

  • Das Grundstück hat einen Wert von ca. 700.000 Euro, wäre es Wohnbebauung, wäre es noch mehr. Können wir das wirklich so verwenden? Gerade auch in Bezug auf die Frage nach Fairness: einen solch hohen Wert können wir schließlich nicht jedem Verein der Stadt bieten.
  • Die Nachhaltigkeit ist fraglich – der Platz ist aus Plastik, es gibt keine Begrünung (aktuell), das wäre aber angesichts steigender Temperaturen zwingend notwendig. Wer will schon bei brütende heißen Temperaturen in der Sonne trainieren?
  • Es gibt keine Prüfung im Klimaschutzkonzept.
  • Üblicherweise müssen solche Plätze nach einer gewissen Zeit entsorgt bzw. saniert werden. Wer trägt die Kosten?

Generell gilt: wenn für die Stadt zusätzliche Kosten entstehen, dann müssen diese an anderer Stelle eingespart werden. So sehr ein solcher Platz aus verschiedenen Gründen zu begrüßen ist, vor allem auch, weil große Teile davon fremdfinanziert würden, es bedeutet eben auch, an anderer Stelle einsparen zu müssen. Das Geld, das jetzt (wahrscheinlich) ausgegeben werden müsste, könnte beispielsweise gut für die Sanierung von Dusch- und Sanitärräumen der Lehrschwimmbecken verwendet werden.

Es bleibt also die Frage, ob die Vorteile eines solchen Platzes in angemessenem Verhältnis zu den Nachteilen stehen, und das ist derzeit nicht klar. Wir brauchen Sorgfalt vor Schnellschuss. Wir benötigen einen vollen Faktencheck und eine Klimaprüfung – für echte Nachhaltigkeit und gerechte Verteilung kommunaler Ressourcen, die in Wiesloch bekanntermaßen knapp sind.

 

Foto: Peter Neubauer

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Gemeinderat